Zwölf Nächte, in denen die Seelen der Toten die Lebenden aufsuchen. Zwölf Nächte, die als Orakel für das kommende Jahr gelten. Zwölf Nächte, die eine zeitlose Zeit sind. Zwölf Nächte und zahlreiche Brauchtümer, die auch heute noch gültig sind. Das sind die Rauhnächte.2015-07-25 14.18.24

Zwölf Nächte rund um den Jahreswechsel. So unklar die Ursprünge derer sind, so ungenau sind auch die Angaben darüber, wann genau diese zwölf Nächte beginnen. Der altgermanischen Ansicht nach, begannen die Rauhnächte mit dem Julfest – in der Nacht, die auf die Nacht vom 21. auf den 22. Dezember folgt. Die längste Nacht des Jahres. Christliche Übermittlungen hingegen besagen, dass die Rauhnächte erst in der Nacht nach dem Heiligabend beginnen und dementsprechend bis zur Nacht zum 6. Januar, dem Dreikönigstag, dauern.

Der tatsächliche Ursprung der Rauhnächte ist nicht mehr nachvollziehbar und eher vielfältig zu sehen. Jedoch seien römische, germanische und sogar indische, chinesische und japanische Wurzeln erkennbar.

Regional sind die Rauhnächte durch Brauchtümer und Mysterien geprägt. Auch heute noch finden diese Bräuche vielerorts Beachtung.
Allerlei Aberglaube und Legenden haben sich um die Rauhnächte angesammelt. Die damalige Bevölkerung glaubte, dass das Geisterreich offen stehe und die Seelen zur „Wilden Jagd“ aufbrechen. Auch durfte keine weiße Wäsche aufgehängt werden, denn die Reiter der Wilden Jagd würden sie stehlen, um sie als Leichentücher verwenden. Oder aber über die Frauen herfallen.

Auch musste im Haus Ordnung herrschen und Frauen und Kinder sollten nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf der Straße sein. Auf Kartenspiele sollte zudem verzichtet werden und kein Garn durfte gesponnen, kein Getreide gedroschen und aus keinem Brunnen getrunken werden, der unverdeckt war. Um Unheil zu vermeiden sollte außerdem weder geputzt oder gefegt noch gebacken werden. Auch heute noch soll „zwischen den Jahren“ keine Wäsche gewaschen werden.

Ebenso der Brauch, an Silvester Lärm zu erzeugen, ist in heutigen Zeiten erhalten geblieben – als Feuerwerk und im Alpenraum als „Böllern“. Doch sollen die zwölf Nächte besonders für das Orakeln und Deuten geeignet sein. In Form des Bleigießens auch heute noch üblich. Jede der zwölf Nächte sollte etwas über einen Monat im kommenden Jahr verraten. Träume, Wetter und speziell der Sonnenschein wurden orakelt.

 

Übrigens: Die Rauhnächte finden nicht zufällig zum Jahreswechsel statt. Vermutlich liegt ihr Ursprung in der Zeitrechnung nach einem Mondjahr. Ein Mondjahr besteht aus 354 Tagen. Die elf Tage (bzw. zwölf Nächte) Differenz zu den 365 Tagen eines Sonnenjahres werden als „tote Tage“ verrechnet.

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