Letzte Woche um diese Zeit rief eine Freundin an. „Darf ich Euren Garten plündern?“, fragte sie. Da sie aber keinen Garten ihr Eigen nennen darf, dachte sie an unseren. Unbedarft wie ich war, stimmte ich dem natürlich zu. Und sie erzählte mir davon, einen Barbarastrauß machen zu wollen.
Es kam, wie es kommen musste. Die Freundin erkältete sich und schafft es heute nicht zu mir zu kommen. Gut, dachte ich, stelle ich eben den Strauß für sie zusammen und bringe ihr den – als Genesungswunsch.
Schließlich soll das Aufblühen der Barbarazweige Glück im kommenden Jahr bringen. Und das kann doch nicht schaden, oder? Doch, weit gefehlt. Jetzt kratzt es in meinem Hals.
Wer den Brauch nicht kennt:
Je nach Gegend werden am 4. Dezember, dem Barbaratag, Obstzweige (Kirsche, Apfel, Zwetschge, Holunder, Quitte) oder Birken-, Haselnuss-, Kastanien-, Rotdorn- oder Forsythienzweige geschnitten und in einer Vase im Haus aufgestellt.
Laut wikipedia geht der Brauch auf eine Überlieferung von der Heiligen Barbara zurück, nach der sie auf dem Weg in das Gefängnis mit ihrem Gewand an einem Zweig hängenblieb. Sie stellte den abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser, und er blühte genau an dem Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde.
Für uns, Nicht-Verurteilten, soll das Aufblühen bis zum Heiligen Abend im kommenden Jahr Glück bringen, was auch die Bauernregel „Knospen an St. Barbara, sind zum Christfest Blüten da“ deutet.
Regional wird ein Barbarazweig auch als Ernteorakel oder zur Vorhersage der Lottozahlen genutzt. Und er soll jungen Mädchen ihren zukünftigen Bräutigam deuten.
Der Brauch um die „Lebensrute“ und den Barbarabaum existiert, schriftlich nachgewiesen, seit dem 13. Jahrhundert.